Der Satz des Anthorpozän-Theoretikers Reinhold Leinfelder, wir Menschen seien doch aus Sternenstaub gemacht, gibt auch ein gutes Motto ab für die aktuelle Arbeit von Meg Stuart, die zurzeit im HAU 2 zu sehen ist: „Built to Last„. 5 Tänzer unter der überwältigenden Dauerbeschallung klassischer Musik, von der Gregorianik bis zur Gegenwart.
Zu Beginn das statement: „Wir werden motiviert von Enthusiasmus und Liebe. Was wir in unseren Herzen tragen, muss seinen Weg nach Außen finden.“ Das freilich ist eine beschönigende Auskunft, denn wer da was motiviert und antreibt, ist absolut ungewiss. Welche Macht der Musik ist es, die die Menschen da antreibt, ihre Körper ergreift, verstört, schüttelt, bricht, verwirt? Welche Emotionen sind es, die da in Energien, in Bewegung verwandelt werden, ist da noch jemand Herr seiner selbst, oder längst Objekt einer geheimnisvollen, interstellaren Kraft? Räumlich werden Bilder einer fernen Urzeit evoziert, dann einer weiten Landschaft, plötzlich finden die Tänzer sich in einer klinisch klaustrophobischen Kammer, später setzt sich der Bühnenhimmel mit einem überwältigenden Planetensystem in Bewegung, und es ist, als tanzte der Mensch mit den Sternen. Es ist eine Traumtänzerei – aber nie entgleitet die Produktion in eine simple oder kitschige Illustration musikalischer Vorgänge. Vielmehr tanzen die Performer haarscharf an der Kante zum Narrativen entlang, brechen auf, was droht, ins Eindeutige zu kippen. Dabei entstehen Bilder, von denen man meint, sie bereits irgendwo schon einmal gesehen zu haben, ohne zu wissen, wann und wo. Und das ist schön.
Meg Stuart war vielleicht früher böser, sarkastischer und mit einem wahrhaft zerstörerischen Furor viel stärker auf soziale Realitäten bezogen. Aber das hier ist überraschend und überzeugend.